Trauer gehört auch dazu, wenn es einen dazu passenden Anlaß gibt.

Diesen Anlaß gibt es heute nach dem fürchterlichen Flugzeugabsturz in den französischen Alpen. Es gibt ihn immer, wenn Menschen durch Unfall oder Gewalt getötet werden und immer, wenn ein lieber Mensch stirbt.

Trauer und Schmerz sind die natürlichen Gefühle in solchen Situationen. Trauer braucht Platz und Zeit. Der Beistand von Mitmenschen wird wichtig. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Im Trauerfall stehen wir Menschen zusammen und überlassen uns idealerweise den Gefühlen des Augenblicks.

Nach dem ersten Schock flutet die Trauer in Wellen an, bleibt eine Weile und ebbt wieder ab. Zeit für Beruhigung, Erholung, Bestärkung von Freunden und Familie. Dann kommt die nächste Welle. Mit den Wochen und Monaten werden die Wellen der Trauer niedriger.
Wenn man das zuläßt, erblickt man vielleicht im tiefsten Schmerz, im dunkelsten Tunnel ein überraschendes Licht, die innere Erkenntnis nämlich, daß man auf der Herzensebene mit den verstorbenen Lieben verbunden bleiben darf. Mit der Zeit kann man auf diese Weise mit dem Schicksalsschlag in Frieden kommen.

Wenn man aber der Trauer keinen Raum läßt, ihr den Platz im „Circle of all“ verwehrt und sein Herz aus Angst vor dem Schmerz verschließt, kann die normale Trauerarbeit nicht stattfinden. Statt den hohen Wellen des Gefühls, der Erholung und den Zeiten des Zuspruchs in der Gemeinschaft tritt Erstarrung ein. Die Trauer wird irgendwo in der Seele und im Körper weggepackt, muß unter hohem Energieaufwand zurückgehalten werden. Manche suchen das Geschehen zu vergessen und vergessen dabei auch den Angehörigen, der gegangen ist.
Die Welt wird grau, der Mensch wird müde und deprimiert. Die nicht gelebte Trauer führt zu innerer Erstarrung.

Trauer gehört auch dazu.

Trauer ist wichtig, sonst riskiert man eine chronische Depression im eigenen Leben, die sich zudem auf kommende Generationen energetisch übertragen kann. In solchen Familien kommt es später oft zu Schicksalsübernahmen durch Kinder oder Enkelkinder.

Trauer ist wichtig. Sie braucht Raum und Zeit. Dann kann sie auch einmal vergehen. Die Verstorbenen bleiben in Erinnerung. Die Verbindung bleibt.

Zur rechten Zeit hat dann auch Freude wieder eine Chance.

Empfohlene Übung:

Ziehen Sie sich an einer ruhigen Ort zurück, in die Natur, in einen Park.
Falls Ihnen ein verstorbener, lieber Mensch einfällt, um den Sie nicht in angemessener Weise getrauert haben, spüren Sie hin, wo die Trauer sitzt. Dann öffnen Sie Ihren „circle of all“ und geben dieser Trauer Raum und Zeit.
Geben Sie diesem Menschen einen guten Platz in Ihrem Herzen.

Wenn Ihnen mehrere Menschen einfallen, widmen Sie sich jedem einzelnen mit genügend Raum und Zeit.

Falls Sie nach einiger Zeit ein Lächeln spüren, lassen Sie es zu.

Ihr

Karl-Heinz Rauscher
www.dr-rauscher.de

16 Kommentare »

  1. Lieber Herr Dr. Rauscher,

    haben Sie vielen lieben Dank für Ihre Nachricht und Ihr Verständnis!

    Einstweilen herzliche Frühlingsgrüße
    Maria Wiesinger

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  2. Lieber Herr Dr. Rauscher,

    es ist schon einige Zeit her, dass Sie mir so ermutigende Worte schrieben und mir das Angebot einer Familienaufstellung- auch über Skype – machten.

    Verzeihen Sie, dass ich Ihnen bis jetzt noch nicht antwortete. Leider ist meine finanzielle Situation derzeit so gestaltet, dass ich nicht in der Lage bin, Ihr Angebot anzunehmen.
    Aber jederzeit gerne, wenn falls sich diesbezüglich meine Lage bessert.

    Haben Sie vielen lieben Dank für Ihre wertvollen Blogbeiträge.
    Daraus kann ich viel schöpfen,viel in mein Leben integrieren, weil diese Beiträge allesamt sehr tiefgründig und ermutigend sind.

    Ihnen alles Liebe und danke für Ihr Engagement!

    Herzliche Grüße aus der Steiermark
    Maria Wiesinger

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  3. Ich und meine Familie haben im September unsere Tochter durch Suizid verloren. Unsere liebe Tochter war seit mehr als 4 Jahren schwerst depressiv und musste viele Medikamente, unter deren Nebenwirkungen sie besonders litt, nehmen. So verlor sie nach und nach ihre Lebensfreude und hatte immer größere Probleme in ihrem Leben. Zuletzt wusste sie keinen Ausweg mehr, wollte nicht mehr länger leben, weil sie viele, viele Monate in der Klinik verbracht hatte und ihr nicht geholfen werden konnte.
    Trotz meiner Gebete, meines Vetrauens und meinem Versuch, alternative Lösungen für die schwere Krankheit meiner Tochter zu finden und trotz ihres eigenen Muts und ihres Engagements entschied sie sich letztendlich für den Freitod, wohl weil sie den inneren und äußeren Druck des Lebens nicht mehr aushalten konnte.
    Die Phasen meiner Trauer um den Verlust meiner Tochter gibt es immer noch. Manchmal kommen sie stark wie eine Woge, aber manchmal ebben sie auch ab. Wenn sie kommen, denke ich in Liebe an meine verstorbene Tochter, an die schönen Stunden, die wir miteinander verbrachten, aber auch ein „Es tut mir leid“ kommt mir oft in den Sinn- dort nämlich, wo ich meine Tochter in ihrer Krankheit nicht verstanden habe und unsere Beziehung auch Risse hatte.
    Ja, ich denke, es ist wichtig, die Trauer nicht erstarren zu lassen, sondern der Seele Raum und Zeit zu geben, den Schmerz zu verarbeiten. Das kann manchmal ein Spaziergang sein, ein künstlerischer Ausdruck oder ein Gespräch mit Menschen, welche die Situation verstehen.

    Liebe Grüße und Danke für den wunderbaren Blog
    Maria

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    • Liebe Frau Wiesinger,
      vielen Dank für Ihren Beitrag.
      Ich wünsche Ihnen viel Kraft und die Gewißheit, daß Ihre Tochter auf der energetischen Ebene weiterhin bei Ihnen ist.
      Bei Schicksalen wie dem, das Ihre Tochter ereilt hat, handelt es sich oft um eine Wiederholung im Familiensystem. Derjenige, den es betrifft, ist dieser Last unschuldig ausgeliefert. Manchmal fällt die Trauerarbeit leichter, wenn man die Zusammenhänge im Familiensystem besser versteht. Dann mag es für die Lebenden leichter werden.
      Auch die durch den Schicksalsschlag manchmal unterbrochenen Verbindungen zum verstorbenen Familienmitglied lassen sich in einer Familienaufstellung oft wieder herstellen.

      Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich alles Gute
      Karl-Heinz Rauscher

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      •    

        Gesendet: Samstag, 10. Dezember 2016 um 12:05 Uhr Von: "rauscherblog.com" <comment-reply@wordpress.com> An: mariawiesinger57@gmx.at Betreff: [New comment] Trauer

         

        Lieber Herr Dr. Rauscher,

        haben Sie vielen herzlichen Dank für Ihre tröstende Antwort und Ihren Ratschlag.

        Auch ich habe schon öfters daran gedacht, eine Familienaufstellung machen zu lassen, zumal unsere Tochter ein so schweres Schicksal hatte und durch ihre Krankheit und ihren Tod auch ihre Brüder große Probleme  haben, ihren  richtigen Platz im Leben zu finden. Meine Tochter wollte übrigens noch kurz vor ihrem Tod eine Aufstellung machen, aber wir fanden keinen Therapeuten bzw. keine Therapeutin, zu denen sie Zutrauen fassen konnte.

        Möglicherweise würde sich durch eine Aufstellung in unserem Familiensystem ein Knoten lösen, weil wir momentan und schon eine sehr lange Zeit untereinander und miteinander sehr leiden.

        Ihr Buch "Das Herz des Schweigens" ist übrigens wunderbar geschrieben und gibt einen sehr guten Einblick in eine psychische Erkrankung und deren Hintergründe, welche bisweilen von Ärzten außer acht gelassen wird.

        Vielen lieben Dank nochmals und herzliche Grüße!

        Maria Wiesinger

        karlheinzrauscher commented: "Liebe Frau Wiesinger, vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und die Gewißheit, daß Ihre Tochter auf der energetischen Ebene weiterhin bei Ihnen ist. Bei Schicksalen wie dem, das Ihre Tochter ereilt hat, handelt es sich oft um ein"

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      • Liebe Frau Wiesinger,
        schön, daß Ihnen der Roman „Das Herz des Schweigens“ gefallen hat.
        Wie Sie sicher wissen, können Sie jederzeit eine Familienaufstellung bei mir in der Praxis in Bad Tölz machen.
        Wir können gerne direkt über E-Mail kommunizieren: karl-heinz@dr-rauscher.de oder Mobil: 0152-54213906
        Herzliche Grüße
        Karl-Heinz Rauscher

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      •    

        Gesendet: Sonntag, 11. Dezember 2016 um 10:39 Uhr Von: "rauscherblog.com" <comment-reply@wordpress.com> An: mariawiesinger57@gmx.at Betreff: [New comment] Trauer

         

         

        Lieber Herr Dr. Rauscher,

        herzlichen Dank für Ihre liebe Nachricht- und danke für Ihr Angebot, bei Ihnen eine Familienaufstellung machen zu können.

        Leider ist Bad Tölz sehr weit von der Steiermark entfernt.  Und so viel ich weiß, sind wahrscheinlich mehre Sitzungen nötig, um ein schwieriges  Thema zu bearbeiten.

        Aber wer weiß, vielleicht habe ich einmal die Möglichkeit( auch finanziell) zu Ihnen in die Praxis zu kommen.

        Jedenfalls ist es gut zu wissen, dass ein Familienstellen bei Ihnen  jederzeit möglich ist.

        Danke nochmals für Ihre Ermutigung in unserer(meinen) schweren Situation.

        Die Beiträge Ihres Blogs beeinhalten übrigens  viele schöne Tipps für ein glückliches Leben und sind von großem Respekt allen Menschen gegenüber gehalten. Danke dafür! Ich bin übrigens über Ihr Buch auf Ihre Webseite gekommen.

        Mit vielen lieben Grüßen aus der Steiermark

        Maria Wiesinger

        karlheinzrauscher commented: "Liebe Frau Wiesinger, schön, daß Ihnen der Roman "Das Herz des Schweigens" gefallen hat. Wie Sie sicher wissen, können Sie jederzeit eine Familienaufstellung bei mir in der Praxis in Bad Tölz machen. Wir können gerne direkt über E-Mail kommuniziere"

        Gefällt 1 Person

      • Liebe Frau Wiesinger,
        wenn Ihnen der Weg nach Bad Tölz zu weit ist, können Sie auch per Skype eine Aufstellung bei mir machen. Das ist genauso effektiv. Oft ist eine einzige Sitzung ausreichend für einen wertvollen Impuls zur Heilung.
        Ich freue mich, daß Ihnen mein Blog gefällt. Die gegenseitige Hochachtung ist tatsächlich ein Schlüssel für ein freudvolles Miteinander. Das schließt auch die Hochachtung vor dem Schicksal mit ein.
        Der Mensch meint ja oft, er könne sein Schicksal bestimmen. Dabei ist doch das einzige, was man tun kann, dem Leben zuzustimmen, wie es ist, natürlich auch den Möglichkeiten, die es manchmal ganz unerwartet bietet.
        Herzliche Grüße
        Karl-Heinz Rauscher

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      •    

        Gesendet: Sonntag, 11. Dezember 2016 um 13:07 Uhr Von: "rauscherblog.com" <comment-reply@wordpress.com> An: mariawiesinger57@gmx.at Betreff: [New comment] Trauer

         

        Lieber Herr Dr. Rauscher,

        danke für Ihr Angebot, auch eine Familienaufstellung über Skype machen zu können.

        Ich habe mich allerdings bis jetzt noch nicht für diese Art von Kommunikation interessiert.

        Auch weiß ich nicht, ob man über jeden PC skypen kann. Aber ich kann mich diesbezüglichsicher informieren.

        Jedenfalls finde ich die Möglichkeit auch gut.

        Mit lieben Grüßen einstweils

        Maria Wiesinger

         

         

        karlheinzrauscher commented: "Liebe Frau Wiesinger, wenn Ihnen der Weg nach Bad Tölz zu weit ist, können Sie auch per Skype eine Aufstellung bei mir machen. Das ist genauso effektiv. Oft ist eine einzige Sitzung ausreichend für einen wertvollen Impuls zur Heilung. Ich freue mich, "

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  4. Man muss die Trauer leben, sonst kann man im Leben nicht mehr weiter gehen.
    Wie mein Vater gestorben ist habe ich zwei Nächte und zwei Tage durch geweint. Wenn wir dort sind wo du jetzt bist werden wir uns fragen, warum wir geweint haben.
    Ein Satz hat mir sehr gut geholfen, ich muste sagen zu meinen Vater, du bist gegangen und ich bleibe
    noch ein bisschen hier und irgendwann werden wir uns Wiedersehen.
    Wolfgang Goethe sagte, ich höre auf zu leben, aber ich habe gelebt.
    Ich hatte mit meinen Vater eine sehr starke Herzensverbindung , ich kann Ihn heute noch in meinen
    Herzen spüren. Mein Vater war in Rußland im Krieg, hatte einen Bauchdurchschuss und die Zehen
    ampurtiert bekommen. Ein Arzt hat meinen Vater, das Leichentuch runter genommen und gesagt,
    der lebt ja noch, das ist ja meine Freund , der Luis Trenker, den muss ich sofort operieren.
    . Als er vom Krieg Nachhause kam , hat er den Hof in Warngau neu aufgebaut,
    hat geheiratet und fünf Kinder mit seiner Frau Elisabeth bekommen.
    Jesus gibt uns immer wieder die Kraft , im Leben weiter zu gehen.
    Einen schönen Tag und von Herzen alles Liebe.

    Maria Anna Beilhack

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